Urlaubszeit – Zeit der Entscheidungen

Der Sommer hat begonnen, die warme Augustsonne strahlt und wie jedes Jahr steht der lang ersehnte und wohlverdiente Urlaub vor der Tür. Doch gilt es, weitaus mehr Entscheidungen zu treffen, als allein die, ob es nun ans Meer oder in die Berge gehen soll. Denn die auf den ersten Blick vielfältig wirkenden Reisemittel haben ganz eigene Vor- und auch Nachteile.

Bahnfahren muss man sich leisten können

Entscheidet man sich für einen Urlaub, so führt viele Menschen der erste Weg ins Reisebüro oder, immer häufiger heutzutage, zu bestimmten Internetdienstleistern wie „Uraubspiraten“ oder „weg.de“, welche unter Angabe bestimmter Suchfilter passende Angebote finden und anzeigen. Sowohl beim Reisebüro als auch auf Websites ist eines der ersten Auswahlkriterien, nach denen die Angebote sortiert werden, der Preis. Was verständlich klingt, schließlich hat nicht jeder unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten, birgt bei genauerer Betrachtung ein großes Problem: Günstigere Angebote beinhalten nicht selten so genannte Billigflüge für die Hin- und Rückreise. Was mag denn so schlimm sein an einem günstigen Flug, mögen sich jetzt die ein oder anderen fragen, doch das Problem liegt nicht allein hier begraben sondern auch in den meist immens teureren Alternativangeboten, welche auf Bus und Bahn ausweichen. Die Unterschiede bewegen sich nicht selten zwischen hunderten von Euro, und das allein für eine Fahrt. Wen es beispielweise nach Spanien zieht, der wird, sobald nur „Deutschland Barcelona“ in die Google Suchleiste eingegeben wird, direkt auf Flüge, meist ab 100 Euro, verwiesen. Was auf den ersten Blick nicht einmal besonders günstig erscheint, bekommt gleich andere Dimensionen, wenn man sich ein wenig durchklickt und schließlich auf den Durchschnitsspreis der Bahn für die Strecke Stuttgart-Barcelona stößt, der ganze 240 Euro beträgt.

Weitere Probleme

Doch nicht nur der finanzielle Aspekt fällt direkt ins Auge, auch der zeitliche Aufwand, den eine Fahrt mit Bus und Bahn mit sich bringt, darf nicht vernachlässigt werden. So benötigt man gerade bei dem Beispielland Spanien für eine Flugstrecke von ca. zwei Stunden durchaus 12 Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln, um ans Ziel zu gelangen. Gerade für Menschen, die nicht viel Urlaub haben, aber auch ältere Leute, Menschen mit Einschränkungen oder Familien eine zeitliche Spanne, die in Waggons und auf Bahnhöfen schwer bis unmöglich zu überbrücken ist.

Außerdem scheint Fliegen vor allem bei Direktflügen oft nicht nur die zeitlich kürzere sondern auch schlicht die bequemere Variante zu sein. Kein hektisches Umsteigen, kein ewiges Treppensteigen auf fremden Bahnhöfen, kein Durchfragen auf Fremdsprachen zu versteckten Gleisen, das Gepäck ist versorgt. Fliegen ist, nicht nur aber vor allem für die oben genannten Personengruppen, tatsächlich oftmals die entspanntere und angenehmere Reisemöglichkeit.

Deutliche Zahlen

Auf den ersten Blick spricht also viel für das Fliegen und gegen die Nutzung von alternativen Beförderungsmitteln wie Bussen, Bahnen und Zügen. Die Zeit, das Geld und die Bequemlichkeit scheinen für sich zu sprechen, doch ganz so einfach ist es leider nicht. Neben all den Vorteilen bietet das Fliegen nämlich auch einen Nachteil. Und dieser eine Nachteil ist immens:
34,4 kg CO2 stößt ein ICE pro Person auf der Strecke Berlin-München aus, 308 kg pro Person sind es in einem Flugzeug, welches die gleiche Strecke bewältigt.

Gegenstimmen

Natürlich lassen sich auch bei diesem Argument etliche Gegner finden, neben den Klimawandel-Leugnern und denjenigen, die dem CO2 Ausstoß seine Schädlichkeit direkt absprechen wollen, gibt es auch Stimmen, die behaupten, die Rechnung pro Person würde nicht aufgehen. Schließlich hätte ein ICE meist mehr Menschen geladen als ein Flugzeug und würde somit auch mehr CO2 ausstoßen als es die eventuell beschönigenden Zahlen pro Person nahelegen würden.

Obwohl sie mit ihrer Grundargumentation recht haben mögen, dass ICEs in der Regel mehr Menschen befördern als Flugzeuge und somit auch einen höheren CO2 Ausstoß haben, als es die Zahlen glauben machen könnten, so ist dennoch unumstritten, dass Züge immens weniger umweltschädlich sind als Flugzeuge. Unter anderem gerade auch wegen ihrer Kapazitäten, mehr Menschen pro Strecke befördern zu können als es bei vielen Flugzeugen der Fall ist.

Die Frage nach der CO2-Steuer

Doch was bleibt dann noch übrig, wenn Zugfahren umständlich bis für manche Menschen unmöglich und Fliegen umweltzerstörend ist? Einfach gar nicht mehr in Urlaub gehen? Nur noch zuhause bleiben? Das kann auch keine Lösung sein. Stattdessen sollte man sich lieber intensiv mit der Thematik auseinandersetzen und pro und contra Argumente sorgfältig gegeneinander abwägen. Während radikale Umweltschützer komplette Flugverbote fordern und Fliegen absolut verurteilen, gibt es durchaus auch kompromissbereitere Stimmen, welche die so genannte CO2 Steuer für Deutschland vorschlagen, wie sie in Schweden zum Einsatz kommt. Und das bemerkenswerterweise nicht erst seit gestern oder als Reaktion auf die aktuelle Lage, nein. Schweden besteuert seit 1991 Produkte und Dienstleistungen bezüglich des CO2 Ausstoßes, betroffen sind sowohl Einzelpersonen als auch Dienstleister. Was hier unter der Begründung der Auslösung eines Massenprotestes der Bevölkerung abgelehnt wird, scheint in Schweden einwandfrei zu funktionieren und sich weder auf das Gemüt der Bevölkerung noch auf die Wirtschaft negativ auszuwirken. Sie wäre also wenigstens eine ernsthafte Überlegung wert und würde in Bezug auf das Fliegen zwar nichts verbieten, dennoch mit Sicherheit die Hemmschwelle, lieber zum Buchen des Billigfluges als zur Banfahrt zu greifen, heben.

Nicht nur Fliegen ist das Problem

Eine reine preisliche Erhöhung des Fliegens reicht jedoch nicht aus, um vor allem die anderweitigen Verkehrsmöglichkeiten attraktiver zu machen. Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Attraktivität von Flügen nicht nur aufgrund der oben genannten Vorteile so überwiegt, sondern dass Bahnfahrten im Vergleich einen sehr schlechten Ruf genießen. Keine Barrierefreiheit, Ausfälle, Verspätungen, unzureichend ausgebaute Streckennetze, nicht angebundene Ortschaften, marode Züge ohne Klimaanlage oder bequeme Sitze… Beispielsweise in Deutschland ist die Liste der Beschwerden an die Deutsche Bahn schier grenzenlos.

Ein weiterer Ansatz wäre also, nicht nur Fliegen unattraktiver, sondern gleichzeitig Bahnfahren attraktiver zu gestalten. Obwohl dies natürlich Zeit, Arbeitskräfte und finanzielle Mittel voraussetzt, so wäre es dennoch essentiell, nicht nur für die Zufriedenheit der Bürger sondern auch daraus resultierend für unsere Umwelt.

Was kann ich tun?

Steht man also das nächste Mal vor der Entscheidung, wohin es gehen soll und auf welchem Weg, so gilt es, sich alle alternativen Möglichkeiten anzusehen, bevor man ein Urteil fällt. Neben Fernbussen oder ähnlichem gibt es für bestimmte Strecken auch von der Bahn aus Sonderpreise oder spezielle Tickets wie den Interrail Pass, mit denen man viel Geld sparen kann. Entscheidet man sich doch fürs Fliegen, so gibt es die Möglichkeit, einen Aufpreis zu bezahlen, einen Zum Wörterbuch hinzufügen, welcher an eine klimaschützende Organisation gespendet wird.

Auch ist es möglich, vorausgesetzt man hat die Zeit und die Möglichkeiten, den gewünschten Urlaub aus einer anderen Perspektive zu betrachten, das zeitaufwändige Reisen mit der Bahn schlicht zu genießen, Zwischenstopps in anderen Städten zu machen und den Weg als Ziel zu betrachten.
Natürlich hat nicht jeder Mensch dieselben Möglichkeiten, sowohl zeitlich als auch finanziell oder körperlich, weshalb eine Generallösung in der Flugproblematik auch nicht helfen würde.
Dennoch, und zwar gerade weil jeder von uns individuell ist, hat auch jeder von uns andere Möglichkeiten, sein Verhalten zu überdenken und gegeben falls zu ändern, nicht nur in Bezug auf das Fliegen.

Denn egal ob wir reich sind oder arm, ob wir viel Freizeit haben oder nicht, am Ende haben wir doch eines gemein: Wir alle leben auf dieser Erde, die es unbedingt zu schützen gilt.

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