Ko Phayam

Es ist faszinierend festzustellen, welche Kleinigkeiten uns auffallen, wenn wir die Zeit haben, die Zeit verstreichen zu lassen.

Wenn es die Zeit ist, die uns zeitlos erscheint.

Wenn die Zeit einen Moment lang die Zeit vergisst.

Wir reisen durch die Welt. Sind Reisende auf der Suche nach neuen Abenteuern, Erlebnissen, Menschen und Erinnerungen. Jedes Land, jeder Ort und jeder Mensch verbindet seine eigene Kultur, seine Rituale, seine Sprache, die Schönheit seines jenen Landes.

Und jeder Ort, an dem wir uns befinden, schreibt seine eigene Zeit. Oftmals haben wir das Gefühl, dass die Zeit rennt, wenn wir an einem schönen Fleckchen dieser Welt einen Bruchteil dieser verbringen.

Haben wir es mit etwas zu tun, das wir ungern machen oder erledigen müssen, dann kommt es uns oft vor, als würde die Zeit nicht vergehen. Und manchmal haben wir auch das Gefühl, als würde uns zu wenig Zeit bleiben.

Zu wenig Zeit für die Dinge, die uns im Leben wichtig erscheinen. Zu wenig Zeit für das , was wir gerne tun. Zu wenig Zeit für die Menschen, die wir lieben. Und zu wenig Zeit für uns selbst. Zu wenig zeit zum Leben.

Dabei ist es nicht die Zeit, die uns davon läuft. Sondern meistens doch wir selbst.

Wir selbst sind der Zeiger der Uhr, der jeden Tag jede Sekunde und jede Minute den Takt angibt.

Nichts und niemand anderer als wir selbst.

Wir verbringen unsere Zeit in Ko Phayam. Einer kleinen Insel östlich des indischen Ozeans und im Süden Thailands.

Ein Ort, der eingenommen wird durch einen Kilometer weiten breiten Sandstrand, das Rauschen des Meeres, das sanft seine schaumigen Wellen ans Ufer spült, die wärmende Sonne, die uns jeden Tag von früh bis spät anlächelt, das Klimpern der Muscheln, die sorgfältig aneinander gereiht an einer Schnur im Wind aneinander schlagen und der Wind selbst, der durch die Palmen und Blätter weht. Die Menschen, die wir kennen lernen. Mit denen wir unsere Tage am Strand verbringen. Unsere Abende, unsere Geschichten teilen. Die Momente leben.

Nichts mehr oder weniger als diese kleinen Dinge sind es, die uns hier Tag für Tag versüßen und uns jede kostbare Minute entspannen und genießen lassen.

Ich schreibe mal wieder über die Zeit.

Weil es wohl keinen zeitloseren Moment gibt, als den, auf die Endlosigkeit des Meeres zu starren. Welle für Welle zu beobachten, wie das Meer lebendig ist. Und von Zeit zu Zeit einfach ein bisschen zu träumen.

Dabei ist nichts perfekt auf dieser Welt. Aber was oder wer ist schon perfekt. Ist es nicht gerade der Imperfektionismus, der jeden Menschen und jeden Moment interessant und einzigartig werden lässt?

So ist auch unsere Unterkunft auf dieser wunderschönen Insel vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz perfekt. Jedoch traumhaft. So bewohnen wir hier eine kleine Holzhütte, die vollkommen spartanisch eingerichtet ist. Bestehend aus einem Bett, das durch ein Moskitonetz geschützt ist, und einem angrenzenden „Badezimmer“, das lediglich durch einen mit Kindermotiven bedruckten Duschvorhang zum eigentlichen Schlafraum abgetrennt wird. Besagtes „Bad“ besteht hier aus einem kleinen Waschbecken mit zerkratztem und beschmierten Spiegel, einem etwas undichten Duschkopf mitten im Raum, sowie einer Toilette. Wo wir einst eine Klospülung vermuten, befindet sich hier nun ein Eimer gefüllt mit Wasser, mit welchem wir den Inhalt dieser Toilette nach Benutzung nun selbst herunter befördern müssen.

Neu und ungewohnt. Aber der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier.

Nicht nur wir als Gewohnheitstiere, die wir uns Tag für Tag an die für uns ungewohnten, aber sehr gut auszuhaltenden Umstände gewöhnt haben, sind hier auf der Insel vertreten.

Speziell abends und in meiner ersten Nacht kam ich in den Genuss, von einigen anderen Lebewesen in meiner kleinen Hütte willkommen geheißen zu werden.

Um ehrlich zu sein, wäre es mir wohl eher lieber gewesen, die vier bis achtbeinigen kleinen Wesen, hätten ihr Willkommens Komitee etwas dezenter ausfallen lassen.

So war es mir sichtlich unangenehm, alle Geräusche, die sich nachts über mir abspielten, erstens einzuordnen und zweitens auszublenden. Viel mehr war ich die halbe Nacht wach gelegen und damit beschäftigt, mit meiner Taschenlampe den Lärm über, unter und neben mir einem entsprechenden Übeltäter zuzuordnen.

Nachdem endlich die ersten Sonnenstrahlen durch die Holzschlitze blinzelten, ergriff ich die Gunst der Stunde, und tapste mich langsam durch das Wirrwarr meines Moskitonetzes, das mich selbstverständlich vor allen Arten Krabbel,- und Nagetieren bewahrt hätte, dennoch aber nicht verhinderte, mit diesen in unmittelbarem Augenkontakt zu stehen.

Auf dem kühlen Betonboden aufgetreten, schlüpfte ich sofort in meine Flipflops und öffnete die Holztüre.

Der Anblick nach Draußen ließ mich schlagartig die ganzen letzten schlaflosen Stunden inklusive meiner Mitbewohner vergessen, und wie hellwach starrte ich auf die blaue glitzernde Fläche, die sich unmittelbar vor meinen Augen auftat.

Und wieder ist es die Zeit, die uns manchmal vorkommt, als würde sie stehen bleiben. Wir können die Zeit anhalten für uns. In den Momenten, in denen wir gerne länger verweilen würden.

Die Momente, die wir wie fotografisch in unseren Erinnerungen abspeichern und jeder Zeit vor unserem inneren Auge abrufen können.

Wenn wir auf die Pause Taste unseres Alltages klicken und uns für den Moment und die stillstehende Zeit zurück ins Paradies befördern.

Das Beste, was wir vor unseren Augen sehen, kann ich in Worte kaum fassen.

Den Sand, den wir unter den Füßen spüren, der uns zwischen den Zehen kitzelt. Die salzige Brise, die uns die Haare aus dem Gesicht weht, und das Salz das wir auf den Lippen spüren, wenn wir mit der Zunge darüber fahren.

Das Glitzern des Meeres im Morgenlicht der Sonne und der leichte kühle Wind, der uns über die Haut fährt.

Dann dieser Moment, wenn wir blinzeln müssen, weil die Sonne uns leicht blendet. Wenn wir ihre Wärme auf unserer Haut spüren können und uns alles plötzlich so irreal vorkommt und wir das Gefühl haben, zu Träumen.

Es wird das „Land des Lächelns“ genannt und das nicht ohne Grund. Aus kleinen holprigen Straßen bestehend, die mit kleinen bunten Lokalen gesäumt und deren Düfte zum Essen einladen und deren Musik zum Tanzen beflügelt, werden wir hier auf der Insel Ko Phayam an jeder kleinsten Ecke mit lächelnden Gesichtern willkommen geheißen. Die Menschen dieser Insel machen ihrem Namen alle Ehre. Wir fühlen uns willkommen, wo auch immer wir hingehen. Das Essen ist ein kulinarischer Genuss und für mich das reinste Paradies. Denn jedes zweite Lokal ist rein vegetarisch oder sogar vegan.

Und wo wir gerade am Strand unserer Träume stehen, in einem Land, das durch seine Herzlichkeit aufblüht, durch seine Schönheit, Ursprünglichkeit, durch seine Menschen und durch sein Herz, da begreifen wir, dass wir uns im Hier und Jetzt befinden. Während auf der anderen Seite der Welt noch immer Nacht und noch immer das Gestern ist.

Doch für uns gibt es keinen anderen Ort als das Hier.

Und keine andere Zeit, als das Jetzt.

Die Tage verstreichen. Und auch die Zeit.

Die Sonne geht auf. Die Sonne geht unter.

Wir schlafen mit dem Rauschen des Meeres ein.

Wir wachen mit dem Rauschen des Meeres wieder auf.

Wir befinden uns in einer Welt, fernab von dem, was sich die meisten Menschen als Realität vorstellen.

Wir leben einen kleinen Traum, der uns an die andere Seite der Welt geführt hat.

Es braucht nicht viel, um den Momenten ihre Kostbarkeit zu geben. Denn diese Welt hält seine Schönheit an jedem Ort und zu jeder Zeit offen für die, die mit dem Herzen sehen können.

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