Frucht des Monats: Kürbis

Cinderella oder „My other car is a pumpkin carriage!“

Märchenfrucht und Halloweendeko. Das der Kürbis mehr kann, als diese Klischees zu erfüllen, wollen wir Euch nun beweisen. Bühne frei für den vielseitigen Wonneproppen.

Als Kind hatte es mir das Märchen vom „Aschenputtel“, heute unter dem Namen „Cinderella“ verbreitet, besonders angetan: Es geht um ein gewöhnliches Mädchen, dem das Leben nicht allzu gut mitgespielt hat, und dessen Wünsche letztendlich Erfüllung finden.
Fasziniert hat mich dabei vor allem die Szene, in welcher ein Kürbis in eine filigrane Kutsche verwandelt wird. Ein Sinnbild für das Märchen schlechthin: aus etwas Gewöhnlichem, Alltäglichen wird etwas Zauberhaftes und Kostbares sowie auch in uns allen etwas Besonderes steckt, wenn gleich nicht immer sichtbar.
Seit dieser ersten Begegnung mit einem Kürbis hat mich die Faszination weiter begleitet: Denke ich beispielsweise an die Genrebilder des 19. Jahrhunderts, die den volkstümlichen Brauch zeigen, Rüben und Kürbisse auszuhöhlen, Gesichter hinein zu schnitzen und Lichter darin zu entzünden wie in einer Laterne. Diese unheimlichen und von dramatischen Lichteffekten erfüllten Bilder konnte ich als Kind stundenlang betrachten. Mich fesselte die dahinter stehende heidnische Glaubensvorstellung, die mit diesem Brauch zusammen hing: am 31. Oktober, so glaubte man, stünden die Pforten zur Anderswelt offen. Seelen Verstorbener, Feen, Kobolde, aber auch Dämonen passieren dann die Grenzen zu unserer Welt. Die Lichter in den Kürbislaternen sollten gleichsam die toten Seelen leiten, als auch die geschnitzten Kürbisfratzen Dämonen und böse Geister abschrecken.

Als Teenager begannen wir dann – die uns zuvor verbotenen – Filmabende anzusehen, die von den öffentlich-rechtlichen Sendern an Halloween ausgestrahlt wurden. So sah ich gemeinsam mit Freundinnen, später dem ersten Freund, unter der Bettdecke versteckt schaurig schöne schwarz-weiß Filme mit Bela Lugosi, alte Hammer Streifen der 60er Jahre, in denen Christopher Lee in viel Kunstblut gebadet in Techni Color erstrahlte oder Tim Burtons „Sleepy Hollow“, in denen Christopher Walken als kopfloser Reiter über ein Kürbisfeld prescht.

Der leicht süßliche Geschmack vom Hokkaido Kürbis erinnert an Süßkartoffeln.

Immer dabei an diesen Abenden: der Kürbis. Zunächst nur ganz bescheiden als Beigabe zu den Filmen in Form von Kürbischips, dann als erste selbst gekochte Kürbissuppe und schließlich immer raffinierter zubereitet. Wobei mit den Jahren die Filme der öffentlich-rechtlichen Sender, genauso wie diese selbst, in den Hintergrund traten und der Kürbis die Hauptrolle übernahm.

Seit über zehn Jahren richte ich nun alljährlich ein Kürbisessen an Halloween aus zu dem ich meine engsten Freunde einlade. Für mich ist dies der Höhepunkte jeden Jahres: Es wird aufwändig dekoriert, Kürbis geschnitzt, die Wohnung mit Herbstzauber verwandelt, in schummriges Kerzenlicht getaucht und natürlich gekocht.
Tagelang dauern die Vorbereitungen an: sorgsam wähle ich das Menu aus, kaufe mehrmals ein – da Kürbisse verdammt schwer sind -, bereite zu, koche, gare, brate und backe.
Rezeptideen sind mir dabei noch nie ausgegangen. Der leicht süßliche Geschmack vom Hokkaido Kürbis erinnert an Süßkartoffeln, ist jedoch feiner im Aroma und von der Konsistenz weicher und nicht so holzig. Hokkaido ist übrigens auch der beste „Anfänger“-Kürbis, da man ihn mit Schale zubereiten kann. Reizvolle Alternativen sind der Butternut Kürbis mit buttrig-nussigem Aroma, der etwas herzhafter schmeckende Muskatkürbis mit leicht rezenter Note oder der originelle Spaghetti-Kürbis, der am besten ganz einfach zubereitet schmeckt: im Ofen gebacken, mit gutem Olivenöl und etwas Meersalz.

Langweilig wird es bei dieser Vielfalt sicher nicht und vom herbstlichen Kürbissalat, Kürbisquiche, Kürbissuppe in allen Varianten über Kürbischilli, Kürbislasagne, gefülltem Kürbis, Schmorkürbis, orientalischem Ofenkürbis, Kürbispommes, Kürbiscanelloni bis zur Kürbiscreme und Kürbismuffins gab es beim alljährlichen Kürbismenu bislang keine Wiederholungen.

Gerade bin ich dabei für das diesjährige Menu Rezepte zu sichten und auszuwählen. Schon jetzt erfüllt mich dieses Cinderella Gefühl, die zauberhafte Vorfreude, die ich seit meiner Kindheit mit dem Kürbis und der Kürbiszeit verbinde und die allem einen Glanz verleiht. Für mich ist Halloween wohl wie für andere Menschen Weihnachten: nach Wochenlanger Vorfreude und Vorbereiten wird sich meine Wohnung für einen Abend in ein Märchenschloss verwandeln und gemeinsam mit meinen Freunden wird ein rauschendes Fest gefeiert, das dem Alltäglichen einen Zauber verleiht.

Für diejenigen, die zumindest mit einer kleinen Zauberei beginnen wollen, hier noch mein Anfänger-Rezept für Kürbissuppe: einfach schnell und lecker und doch voller Kürbiszauber, Glitzer und Feenstaub:
Zutaten: 1 Hokkaido Kürbis, 2 Knoblauchzehen, 1 Stück frischen Ingwer (ca. 2,5 cm), 1/2 l Gemüsebrühe, 1 Dose Kokosmilch, 1 Bund frischen Koreander, Salz, Pfeffer
Zubereitung: Hokkaidokürbis in Wüfel schneiden
zusammen mit kleingehacktem Ingwer und Knoblauch scharf anbraten
mit Gemüsebrühe ablöschen, ca. 20 min köcheln lassen, falls notwendig Flüssigkeit nachfüllen
wenn der Kürbis weich ist mit Pürierstab pürieren
Kokosmilch hinzufügen, nochmals aufkochen
mit Salz und Pfeffer abschmecken
mit frisch gehacktem Koreander überstreuen und servieren.

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